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Zieht RTL die Sender aus Marnach ab?

Verfasst: 14.06.2007, 22:47
von maadien
"Sich mit allen Mitteln wehren!"
Umzugspläne für RTL-Sendemasten von Marnach nach Helzingen sorgen für Diskussionen

Seit 1955 prägen die drei Mittelwellensender und die beiden Richtantennen des Rundfunkbetreibers RTL das Landschaftsbild auf dem "Schwaarzenhiwwel" in Marnach . Doch könnte den Sendetürmen schon bald ein Umzug ins Haus stehen, dies , nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden seitens der Bewohner der Umgebung gegeben hatte.

Elektrogeräte, die plötzlich verrückt spielen, unlesbare Computerschriften und glühend heiße Elektrodrähte: Mit diesen und anderen rätselhaften Phänomenen seien die Einwohner aus Marnach, Dorscheid und Roder bereits seit Jahren konfrontiert, so Romy Karier, Präsidentin der "Fir méi Liäwensqualitéit Asbl.", einer Bürgerinitiative, die sich seit 2002 gegen die angeblich völlig überzogene Ausstrahlungsstärke der RTL-Sender in Marnach wehrt.

"Studien eines unabhängigen Instituts haben klar belegt, dass die Übertragungsstärke alle erlaubten Messwerte deutlich überschreitet", so Karier. Trotz zahlreicher Klagebriefe seien Kommunikationsminister Jean-Louis Schiltz und Arbeitsminister François Biltgen jedoch erst nach einer Beschwerde an den Regierungsrat im Mai 2006 damit beauftragt worden, Gespräche mit dem Besitzer "RTL Group" aufzunehmen.

Nun scheinen die Bemühungen der Bürgervereinigung allerdings erste Früchte zu tragen: Wie nämlich vor kurzem bekannt wurde, plant RTL die Verlegung der Sendeanlagen von Marnach nach Helzingen (Gemeinde Wintger).

Zuerst gebaut und dann beschwert?

"Nach eingehenden Untersuchungen hat sich ein zwölf Hektar großes Gelände "op Kouler" bei Helzingen als idealer Standort für unsere Anlagen erwiesen", erklärt Alain Flammang, "Chief-Executive Officer" des "Broadcasting Center Europe", der technischen Filiale von RTL. "Die Probleme der Einwohner in Marnach und Umgebung sind uns durchaus bekannt, allerdings erinnern mich die Diskussionen manchmal an die Problematik um den Findel. Zuerst errichtet man in direkter Umgebung eines Flughafens Häuser und dann beschwert man sich über den Fluglärm. Auf dem ,Schwaarzenhiwwel ? in Marnach war dies ähnlich, eben nur mit elektromagnetischen Wellen ", so Flammang.

Auf das Angebot von RTL, die Probleme an den Elektrogeräten durch eigene Techniker überprüfen und gegebenenfalls reparieren zu lassen, sei jedoch nie eine Antwort erfolgt, erklärt Flammang. "Was die Sendestärke angeht, so befinden wir uns momentan in einer Übergangsphase zwischen dem analogen und dem digitalen Zeitalter. Ist die Digitalisierung jedoch erst einmal ganz vollzogen, so werden die Störungen deutlich abnehmen." Die derzeitigen Pläne zur Verlegung der Sendeanlagen nach Helzingen beruhten denn auch vor allem auf den guten Beziehungen zu den staatlichen Behörden, mit denen man sich um eine gütliche Lösung bemühe, so Flammang.

Begeisterung in Helzingen hält sich in Grenzen

Aufgrund der Erfahrungen in Marnach, Dorscheid und Roder zeigt man sich allerdings auch in Helzingen nicht gerade begeistert über die potenziellen Zuzügler . "Wir werden uns mit allen Mitteln gegen die Errichtung der Sendemasten wehren", so Marcel Thommes, Bürgermeister der Gemeinde Wintger. Diese Meinung vertraten in ihrer Sitzung vom vergangenen Montag auch die übrigen Ratsmitglieder. "Der Ort 'op Kouler' liegt in direktem Umkreis der Dörfer Helzingen, Hoffelt und Weiler. Zudem sollte man auch die belgischen Grenzorte Limerlé und Steinbach nicht vergessen, die ebenfalls zu den 'Anrainern' zählen würden. Wir werden in einer kommenden Sitzung einen offiziellen Beschluss fassen", so Marcel Thommes . Ob es auch in Helzingen zur Gründung einer Bürgerinitiative komme, sei derzeit allerdings noch nicht absehbar.

Doch wohin mit den RTL-Sendern, wenn man auch in Helzingen auf Widerstand stößt ? "Eine Verlegung der Sender ist aufwändig und würde uns rund 10,5 Millionen Euro kosten. Sollten wir in Helzingen nicht senden dürfen, so müssten vielleicht einfach manche Aktivitäten eingestellt werden", so Alain Flammang. "Wer dann allerdings die Verantwortung für die Zukunft der momentan sieben Mitarbeiter in Marnach und den Ausfall eines jährlichen Umsatzes von rund 3,5 Millionen Euro tragen wird, bleibt jedoch abzuwarten."

John Lamberty
http://www.wort.lu/articles/5909855.html